Herzneurose beim Menschen – Wodurch wird sie verursacht?
Der Begriff Neurose bezeichnet schon eine Erkrankung, die nicht auf körperliche Krankheiten zurückgeführt werden kann. Dennoch handelt es sich bei der Herzneurose oder Cardiophobie (Herzangst) um ernst zu nehmende Erkrankungen. Die Krankheit ist unter den zahlreichen Angsterkrankungen einzureihen. Bei der Herzneurose kreisen die Gedanken der Betroffenen ständig um die Furcht, eine schwere Herzerkrankung zu haben, einen Herzinfarkt, ein plötzlichesHerzversagen zu erleiden. Angsterkrankungen haben, wie andere psychische Erkrankungen, direkte Auswirkungen auf den Körper. Es treten also körperlich spürbare und messbare Symptome als Begleiterscheinungen der Krankheit auf.
Auswirkungen einer Herzneurose auf Körper und Psyche
Menschen, die an einer Herzneurose leiden, neigen dazu, bereits kleinste alltägliche Unregelmäßigkeiten als deutliches Zeichen einer schweren Herzerkrankung anzusehen. So werden leichte Stiche in der Herzgegend, nach körperlicher Anstrengung oder während einer Erkältung, als ein solches Zeichen gewertet. Die Angstattacken führen zu panikartigen Anfällen. Dabei kommt es vielfach zu messbaren Symptomen, wie Herzstolpern, Herzrasen, starken Schmerzen in der Herzgegend, Schweißausbrüchen, Kälte- oder Hitzegefühl, Engegefühl in der Brust, Atemnot, Übelkeit, erhöhtem Puls und Blutdruck, umgekehrt auch zum Blutdruckabfall, Schwächezuständen und mehr.
Teilweise werden die Betroffenen während der Angstattacke von Schwindel angefallen, was bis zur Ohnmacht führen kann. Sie zittern, spüren unerklärliche innere Unruhe, beginnen zu hyperventilieren. In der Folge können sich schwere Schlafstörungen einstellen. Die Leistungsfähigkeit nimmt ab. Betroffene haben Angst, sich anzustrengen. Sie meiden körperliche und seelische Belastungen, bewegen sich wenig, gehen notwendigen Auseinandersetzungen aus dem Weg. Auf Angehörige, auf Familie und Freunde machen Betroffene daher den realen Eindruck eines Menschen, der ein körperliches Leiden hat.
Da auch alle Symptome, die die Angstkrankheit begleiten reale Krankheitszeichen sind, darf die Krankheit auf keinen Fall als „eingebildete Krankheit“ abgetan werden. Auch Ärzte leiten zumeist angesichts der Symptome eine umfassende körperliche Diagnostik ein. Manchmal vergeht einige Zeit, bis die Ursache im psychosomatischen Bereich erkannt wird. Allerdings fallen die Patienten häufig dadurch auf, dass sie sehr häufig schon bei geringfügigen Unpässlichkeiten einen Arzt aufsuchen, öfter einen Notarzt rufen, sogar ins Krankenhaus müssen.
Dabei beschreiben viele Betroffene ihre Beschwerden wie folgt:
- Schmerzen, die bei Druck auf den Rippenbogen entstehen
- Panikattacken infolge eines Schmerzempfindens in der Brust
- vermeidliches Herzrasen infolge der Panik
- Hyperventilation
Ursachen, Diagnostik, Behandlung – Das ist bei einer Herzneurose wichtig
Die Ursachen von Angsterkrankungen, wie allen Erkrankungen der Psyche, sind vielfältig. Einer Herzneurose können ursächlich Erlebnisse mit Herzerkrankungen und Herztod in der Familie zugrunde liegen, die Furcht der Erblichkeit. Es kann sich auch um Auswirkungen von angehäuften und unbewältigten Problemen und Stressfaktoren handeln, um Überforderung im Beruf und Alltag. Unterbewusst kann ebenso das Gefühl, nur durch eine Krankheit wahrgenommen zu werden, eine Rolle spielen. Die Ursachen für solche Leiden sind so vielfältig wie die menschliche Psyche selbst.
Die Diagnostik wird in der Regel durchgeführt, indem ursächliche körperliche Erkrankungen ausgeschlossen werden. Es erfolgt erst die körperliche Untersuchung mit der gründlichen Diagnostik. Dies besonders dann, wenn reale Symptome gerade akut sind, wie stark erhöhter Blutdruck, unregelmäßiger Herzschlag, veränderter Puls, Schweißausbrüche, Schwindel,Atemprobleme. Wenn klar ist, dass organisch keine Erkrankung des Herzens, der umgebenden Gefäße oder anderer Organe vorliegt, erfolgt die psychische Diagnostik und Behandlung.
Da die Herzneurose mit sehr belastenden Krankheitssymptomen einhergeht, ist eine Therapie unbedingt erforderlich. Eine gleichzeitige medikamentöse Behandlung kann die Schwere der Angstzustände dämpfen und den Patienten der Therapie zugänglicher machen.In der Folgezeit wird meist eine ambulante Verhaltenstherapie angeraten. Hierbei wird es um die Hinterfragung ursächlicher Zusammenhänge gehen. Während der Therapie werden Bewältigung von Stress und anderen Belastungen eine Rolle spielen. Besteht die Krankheit bereits über lange Zeit und der Patient spricht auf die ambulante Behandlung nicht an, so kann der Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik hilfreich sein.
Begleitend zur Psychotherapie kommt es auch darauf an, die Erkrankten körperlich zu stabilisieren, sie wieder körperlich leistungsfähiger zu machen. Zielgerichtete sportliche Betätigung kann sich positiv auswirken. Entspannungs- und Atemübungen können helfen, dieAngstzustände zu mindern. Zudem können auch Patienten, die unter einer Herzneurose leiden sich einer Selbsthilfegruppe von Betroffenen mit gleichen oder ähnlichen Erkrankungen anschließen.
Für Angehörige ist es wichtig, sich ebenfalls vom Arzt oder Therapeuten beraten zu lassen. Infolge der realen und teils bedrohlichen Symptome sind sie vielfach verunsichert, wie das Verhalten des Patienten einzuschätzen ist. Eine wirklich körperliche Erkrankung kann als weitere Neurose abgestempelt werden.
Autoren & Experte: Wissenschaftlicher Beirat: Prof. Dr. med. Hermann Eichstädt, Berlin. Facharzt Innere Medizin & Kardiologie, Lebenszeitprofessor i.R. der Charité Berlin. Geschäftsführender Vorstand der Berlin- brandenburgischen Gesellschaft für Herz- und Kreislauferkrankungen e.V. Journalist: Horst K. Berghäuser Heilpraktiker: Felix Teske Literatur, Quellen und Verweise: Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin Thieme Verlag Praktische Labordiagnostik - Lehrbuch zur Laboratoriumsmedizin, klinischen Chemie und Hämatologie Grönemeyers Buch der Gesundheit Hallesche Krankenversicherung