Reizmagen

Reizmagen

Der Reizmagen macht durch Sodbrennen auf sich aufmerksam

Viele Menschen, die im Job kontinuierlichem Stress ausgesetzt sind, kennen dieses Gefühl nur allzu gut: Mägenkrämpfe, Sodbrennen oder gar Übelkeit. In vielen Fällen gehen betroffene Personen von einem Magengeschwür oder einer tiefgreifenderen Grunderkrankung aus. Ein Aspekt, der manche von ihnen aus Angst vor einer konkreten Diagnose, die diesen Verdacht bestätigen könnte, davon abhält, einen Facharzt aufzusuchen. Doch Symptome, wie die oben beschriebenen, müssen nicht immer gleich ein Hinweis auf eine schwerwiegende Erkrankung sein. Was Viele nicht wissen, ist, dass der Magen sich in Stresssituationen auch auf anderen Wegen einen Ausgleich sucht. Hier ist dann meist von einem so genannten Reizmagen die Rede. Das was unterscheidet einen Reizmagen, auch funktionelle Dyspepsie, von anderen Erkrankungen, wie einem Magengeschwür oder einer Zöliakie?

Ein Reizmagen folgt charakteristischen Beschwerden

Ob Symptome, wie Magenschmerzen oder ein Völlegefühl stellvertretend für einen Reizmagen stehen, ist so schnell nicht festzustellen. Die häufigsten Beschwerden, die ein gereizter Magen in der Regel mit sich bringt, sind Sodbrennen, das über ein Normalmaß hinaus gehen kann, Appetitlosigkeit oder aber Magenkrämpfe und langanhaltende Beschwerden im Oberbauch. Betroffene Menschen beklagen zudem häufig ein zügiges Sättigungsgefühl, dass nach Aufnahme einer Mahlzeit auch zu Übelkeit und Erbrechen führe. Innere Unruhe und Stress in vermeindlich stressfreien Situationen können Begleitsymptome des Reizmagens sein.

Wichtig ist neben der Kenntnis über die Symptome auch, dass betroffene Menschen beachten, über welchen Zeitraum Reizmagenbeschwerden bestehen bleiben. Ziehen sich die Schmerzen über mehr als drei Monate, ohne dass eine sprübare Besserung eintritt, ist dies auch ein Hinweis auf einen gereizten Magen. Wiederholen sich derartige Schmerzen über viele Jahre turnusmäßig, sprechen Mediziner auch von einem chronischen Reizmagen. Dieser entwickelt sich jedoch in wenigen Fällen nur dann, wenn die Beschwerden nicht ärztlich abgeklärt und durch angemessene Maßnahmen behandelt werden. Ein weiterer Aspekt, der durch einen Reizmagen nicht ausbleibt, ist der Reizdarm. Tritt eine solche Erkrankung auf, gehen beide Krankheitsbilder in beinahe allen Fällen fließend ineinander über. Das wiederholte Auftreten von Magenbeschwerden des oberen Magens und einer gehäuften Übelkeit, die nach der Nahrungsaufnahme von Erbrechen begleitet wird, sollte eine Warnung sein und Anlass für einen Arztbesuch sein. Auch weitere „Alarm“-Symptome sind Grund genug für häufige Arztbesuche:

  • Blut in Erbrochenem – ist meist ein Hinweis auf ein blutiges Magengeschwür
  • Bauchschmerzen werden abrupt heftiger und strahlen in den Brustkorb oder Oberarm aus

Zu beachten ist in dringenden Fällen, dass das Ausstrahlen der Magenschmerzen in den Brustkorb oder Oberarm ein Hinweis auf einen möglichen Herzinfarkt sein kann. Zeigt sich Blut im Erbrochenen, ist dies hin und wieder auf ein Geschwür im Zwölffingerdarm oder dem Magen zurück zu führen.

Den Reizmagen mithilfe des Arztes langfristig behandeln

Sollte sich herausstellen, dass nach Auftreten der wichtigsten Beschwerden der Magen gereizt erscheint, ist der Arzt dazu angehalten mittels angemessener Methoden eine Therapie einzuleiten, die eine schnelle Linderung der Symptome in Aussicht stellt. Stress und Unruhe dürfen sich vorab nicht weiter auf den Reizmagen auswirken. Doch der Weg zur gesicherten Diagnose ist für den behandelnden Facharzt und somit auch für Betroffene ein langer Weg. Anfangs unterzieht der Arzt den Körper einer eindringlichen Untersuchung auf mögliche Gallen-, Bauchspeicheldrüsen oder Lebererkrankungen. Eine endoskopische Untersuchung der Magenschleimheit bildet im Zuge der Untersuchung den zweiten Schritt und mit einer Blutuntersuchung kombiniert, die meist auch mit einer Entnahme einer Stuhlprobe einhergeht. Eine weitere Maßnahme ist ein Ultraschall des Magens der Patientin oder des Patienten.

Die hier beschriebenen Maßnahmen richten sich jedoch in ihrer Anwendung nach den Beschwerden der Betroffenen und nach dem Ausmaß der Reizmagen-Erkrankung. Beschwerden, wie Nervosität oder Schlafstörungen geben dem Arzt zudem auch Aufschluss im Hinblick auf eine gesicherte Diagnose. Da diese de facto nicht konkret möglich ist, wird durch Mediziner meist die Diagnose der funktionellen Dyspepsie gestellt – jedoch ist hierfür eine fortführende Überwachung der Symptome über mehrere Monate nötig. Bestehen diese auch nach einem halben Jahr noch, ohne dass sonstige organische Ursachen vorliegen, muss häufig eine Therapie eingeleitet werden.

Um diese Therapie so gut wie möglich auf die individuellen Beschwerden der Betroffenen auszurichten, ist eine medikamentöse Behandlung mittels säurehemmender Präparate vorgesehen. Eine spezifische Diät, die in den Köpfen vieler Menschen existiert, kann nicht verordnet werden. Hinsichtlich einer umgestellten Ernährung empfiehlt es sich jedoch, mehrere kleine Mahlzeit zu verzehren, um dem gereizten Magen das verwerten der aufgenommenen Nahrung zu erleichtern. Auch stark gewürzte Speißen sollten gemieden werden, um das Sodbrennen zu lindern.

Für den behandelnden Arzt ist es nicht immer einfach, die Diagnose zu stellen, da verschiedene andere Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes erst ausgeschlossen werden müssen.
Die Betroffenen müssen jedoch keine Angst haben, dass sich aus dem Reizmagen eine bösartige Erkrankung entwickeln könnte.
Dem Reizmagen liegt eine Funktionsstörung des Magens zu Grunde, es kann jedoch keine organische Veränderung in diesem Bereich festgestellt werden. Dennoch können die Symptome wie Übelkeit, Völlegefühl, ein starker Druck im Bauch oder Erbrechen den Patienten stark in seinem Alltag einschränken.

Gerade in den westlichen Industrienationen wird häufig ein Reizmagen diagnostiziert, in Deutschland sind etwa 30 Prozent der Bevölkerung zeitweise davon betroffen. Frauen sind dabei wesentlich häufiger betroffen, und das Risiko einer Erkrankung steigt mit zunehmendem Alter. Früher sind Mediziner davon ausgegangen, dass ein Bakterium namens Helicobacter pylori für die Entstehung eines Reizmagens verantwortlich ist. Inzwischen konnte diese Annahme jedoch widerlegt werden, da bei einem Großteil der Patienten kein entsprechendes Bakterium nachgewiesen werden konnte.

Nun weiss man, dass bestimmte Lebensmittel zu den Symptomen des Reizmagens führen können, da Patienten häufig davon berichtet haben. In erster Linie handelt es sich dabei um Kaffee, Alkohol, scharfe Gewürze oder sehr fette Speisen. In einigen Fällen konnte auch eine Unverträglichkeit gegenüber bestimmten Obstsorten, Eiern oder Milchprodukten nachgewiesen werden.
Bei vielen Patienten ist die Aktivität des Magens einfach gesteigert, wobei die Ursache bisher jedoch nicht ermittelt werden konnte. Beim Reizmagen zieht sich die Muskulatur der Magenwand so stark zusammen, dass der Betroffene unter starken Schmerzen leidet.

Wer eine Veranlagung dazu hat, bei dem können auch langanhaltender Stress oder Depressionen das Krankheitsbild eines Reizmagens hervorrufen, denn auch bei diesen Störungen ist die Motorik des Magens verändert. Ängstliche oder psychisch angeschlagene Menschen nehmen ihren Körper auch häufig wesentlich genauer wahr, so dass die Symptome natürlich wesentlich heftiger sind. Ein Reizmagen äußert sich unter anderem durch eine rasche Sättigung, ein Völlegefühl, Druck im Oberbauch, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen.
Es kann vorkommen, dass sich die Beschwerden nach dem Essen sogar bessern, bei manchen Patienten werden sie jedoch durch Nahrungsaufnahme auch verschlimmert. Der Reizmagen macht sich jedoch nicht ausschließlich durch diese Symptome bemerkbar, sondern auch durch allgemeine Krankheitssymptome wie Schlafbeschwerden, Abgeschlagenheit, Müdigkeit, stärkeres Schwitzen und Kopfschmerzen. Vor allem Frauen leiden parallel dazu auch häufig unter einer Reizblase.

Da die Diagnose aufgrund der fehlenden körperlichen Veränderungen schwer zu diagnostizieren ist, steht am Anfang immer ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten. Eventuell erhält der Mediziner bereits bei diesem Gespräch erste Anhaltspunkte, um eine Diagnose stellen zu können. In diesem Fall müssen die Beschwerden entweder seit mindestens drei Monaten bestehen, oder über einen Zeitraum von mehreren Wochen immer wiedergekehrt sein.
Eine Stuhl- und eine Blutuntersuchung werden in der Regel zwar durchgeführt, aber eher, um andere Erkrankungen ausschließen zu können.
Bei einem Reizmagen werden sich nämlich hier keine typischen Veränderungen zeigen. Zu diesem Zweck muss auch eine Ultraschall-Untersuchung vorgenommen werden, in einigen Fällen macht auch eine Magenspiegelung Sinn, um eine Magenschleimhautentzündung oder ein Geschwür, unter Umständen auch einen Tumor, auszuschließen. Bei dieser Untersuchung wird dann in der Regel auch etwas Gewebe entnommen, um es im Labor untersuchen zu lassen.

Angemessene und schonende Therapie für Patienten mit Reizmagen

Bei der Therapie des Reizmagens gibt es ganz unterschiedliche Ansätze, je nachdem wo die Ursache vermutet wird. Falls eine Nahrungsmittelunverträglichkeit anzunehmen ist, müssen die Ernährungsgewohnheiten des Betroffenen genau analysiert werden, damit eventuell die Ernährung umgestellt werden kann. Nach einiger Zeit wird der Patient selbst bemerken, welche Nahrungsmittel er ohne Probleme essen kann, und nach dem Genuß welcher Speisen sich die typischen Symptome zeigen. Vor allem sollte der Betroffene in der nächsten Zeit auf das Rauchen, Alkohol, Kaffee, scharfe Gewürze und blähende Nahrungsmittel verzichten.

Wenn eher eine psychische Belastung als Ursache in Frage kommt, kann dem Patienten eventuell eine Gesprächstherapie helfen. Schmerzen können vorübergehend mit Schmerzmitteln oder krampflösenden Medikamenten behandelt werden, damit der Betroffene eine Linderung erfährt. Der Patient sollte vor allem zur Ruhe kommen, denn eine starke Anspannung würde die Symptome verschlimmern. Eventuell können hier Entspannungsübungen sehr hilfreich sein.
Falls die Übelkeit sehr stark ist, oder der Patient sogar häufig erbrechen muss, kann der Arzt auch ein entsprechendes Medikament verordnen. Von einer Selbstmedikation sollte der Patient lieber absehen, da sehr viele Medikamente Alkohol enthalten, welcher die Symptome wiederum verschlimmern könnte. Sobald die Ursache für den Reizmagen gefunden ist, sollte es kein Problem sein, die Problematik innerhalb kürzester Zeit mit der geeigneten Therapie in den Griff zu bekommen. Lediglich bei einem sehr geringen Prozentsatz halten die Beschwerden dauerhaft an und sind selbst durch eine Therapie nicht zu beseitigen.



Autoren & Experte:
Wissenschaftlicher Beirat: Prof. Dr. med. Hermann Eichstädt, Berlin. Facharzt Innere Medizin & Kardiologie, Lebenszeitprofessor i.R. der Charité Berlin. Geschäftsführender Vorstand der Berlin- brandenburgischen Gesellschaft für Herz- und Kreislauferkrankungen e.V.
Journalist: Horst K. Berghäuser
Heilpraktiker: Felix Teske

Literatur, Quellen und Verweise:
Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin
Thieme Verlag
Praktische Labordiagnostik - Lehrbuch zur Laboratoriumsmedizin, klinischen Chemie und Hämatologie
Grönemeyers Buch der Gesundheit
Hallesche Krankenversicherung

Letzte Änderungen auf dieser Seite fanden am 18.03.2019 statt.


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