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Schilddrüse

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Die Schilddrüse – Hormon-Lieferant des Menschen

Die Schilddrüse ist durch ihre Fähigkeit, Hormone für die Funktionsfähigkeit unseres Körpers bereit zu stellen, ein äußerst wichtiges Organ. Wie bei allen anderen Organen können sich natürlich auch bei der Schilddrüse gewisse Beeinträchtigungen einstellen, die irgendwann zu entsprechenden Beschwerden führen. Es gibt nämlich eine ganze Reihe von Schilddrüsenerkrankungen, von denen die Formveränderung, die Schilddrüsenunterfunktion und die Schilddrüsenüberfunktion wohl die Bekanntesten sind. Das Problem liegt zunächst in der Diagnose dieser Krankheiten, da sie über längere Zeiträume keine eindeutigen Symptome mit sich bringen und somit lange unerkannt bleiben.  Zum Zeitpunkt der Feststellung haben die Schilddrüsenerkrankungen also meistens schon einen gewissen Verlauf genommen und müssen entsprechend intensiver behandelt werden. Nachfolgend werden die verschiedenen Schilddrüsenerkrankungen aufgeführt und detailliert beschrieben, damit man als Patient schon bei einigen verdächtigen, aber trotzdem unauffälligen Symptomen eine entsprechende ärztliche Vorsorge in Anspruch kann.

Die Formveränderung der Schilddrüse beim Menschen

Die Formveränderung der Schilddrüse bedeutet in sehr vielen Fällen eine Vergrößerung aufgrund von Problemen in der hormonellen Regulierung. Ist die Schilddrüse merklich vergrößert, spricht man von einem so genannten Struma oder auch Kropf, der neben kosmetischen auch medizinische Probleme hervorruft. Ein solches Struma kann sowohl mit Funktionsstörungen der Schilddrüse einhergehen, als auch bei völlig intakten Schilddrüsen vorkommen.

Ursachen für Formänderungen an der Schilddrüse

Der Grund hierfür ist der in Deutschland recht starke Jodmangel, da wir über unsere Lebensmittel und das Trinkwasser zu wenig Jod aufnehmen. Weil die Schilddrüse jedoch Jod benötigt, um die wichtigen Hormone T3 und T4 zu bilden, versucht sie, das fehlende Jod durch Wachstum zu kompensieren, weshalb es dann zu einem Struma kommt. Die Schilddrüse weist oftmals auch während der Schwangerschaft und der Stillzeit Vergrößerungen auf, da dann das hormonelle Umfeld meistens vollkommen anders ist. Mit dem Wachstum der Schilddrüse kann es zudem zur Bildung von Knoten kommen, die jedoch in den seltensten Fällen bösartig sind.

Anfangs lässt sich ein Struma weder erfühlen noch sehen, jedoch ist die Vergrößerung bei näheren Untersuchungen per Ultraschall bereits deutlich zu erkennen. In dieser Phase der Schilddrüsenerkrankung treten meistens keine Beschwerden auf und es kommt nicht selten vor, dass der Patient davon zunächst gar nichts bemerkt. Wächst die Schilddrüse jedoch weiter, können Symptome wie Heiserkeit, ein Gefühl der Enge im Hals und in schweren Fällen auch Atemnot eintreten, weil der große Kropf dann bereits die Luftröhre verdrängt. Ein weiterer Hinweis auf eine solche Schilddrüsenerkrankung können Geräusche beim Atmen sein, dessen Ursprung man sich zunächst nicht erklären kann. Ist das Struma später zusätzlich sichtbar, kommen auch kosmetische Probleme dazu, da die Halsregion in Extremfällen fast so groß werden kann, wie ein zweiter Kopf.

Behandlungsmöglichkeiten einer Schilddrüsenvergrößerung

Um eine wirksame Behandlung gegen eine Schilddrüsenvergrößerung durchführen zu können, muss die Schilddrüse vorher eingehend untersucht werden. Dies kann zunächst per Tastuntersuchung geschehen, in der der Arzt versucht, die Konsistenz und Größe der Schilddrüse zu ertasten. Darüber hinaus wird oftmals die Ultraschalluntersuchung angewendet, um sich die Schilddrüse genauer anzuschauen. Sollte es zur Knotenbildung gekommen sein, kann auch eine Gewebeentnahme wichtig sein, um festzustellen, ob es sich dabei um Schilddrüsenkrebszellen handelt, oder um gutartige Knoten. Die Bestimmung der Blutwerte ist bei der Diagnose hilfreich, denn wenn die Schilddrüse normal funktioniert, kann man davon ausgehen, dass die Vergrößerung auf Jodmangel zurückzuführen ist und eine entsprechende Behandlung durchführen. Die Behandlung eines Struma erfolgt im Normalfall über die Gabe von Jod in Tablettenform, wobei eine zusätzlich Therapie mit Schilddrüsenhormonen in bestimmten Fällen ratsam ist. Sollte das Wachstum des Kropfes schon weit fortgeschritten sein, ist eine Operation notwendig, in der überschüssiges Schilddrüsengewebe und eventuelle Knoten entfernt werden. Im Fall von Schilddrüsenkrebs werden oftmals die komplette Schilddrüse und sogar noch Lymphknoten aus der Umgebung entfernt, um sicher zu gehen, dass der Tumor sich nicht weiter ausbreitet. Vier Wochen nach der Operation folgt oftmals eine Radiojodtherapie, um sicher zu gehen, dass Überreste der Krebszellen ebenfalls absterben.

Schilddrüsenüberfunktion – Zwischen Über- und Unterfunktion

Eine Schilddrüsenüberfunktion ist dann gegeben, wenn die Schilddrüse wesentlich mehr Schilddrüsenhormone produziert, als eigentlich notwendig ist. Dies sorgt für einen merklich beschleunigten Stoffwechsel, der sich in den verschiedensten Symptomen äußern kann. Die Schilddrüsenüberfunktion ist die zweithäufigste aller Schilddrüsenerkrankungen und tritt bei älteren Menschen häufiger auf, als in jungen Lebensjahren.

Die Ursachen der Schilddrüsenüberfunktion liegen in den meisten Fällen entweder in Fehlfunktionen des Immunsystems oder in einer zusätzlichen Hormonproduktion durch Knoten in der Schilddrüse. Die erste dieser beiden Möglichkeiten wird auch Morbus Basedow genannt und ist eine Autoimmunerkrankung, bei der unkontrolliert Antikörper produziert werden, die die Schilddrüse zur vermehrten Ausschüttung von Hormonen anregen. Rührt die Schilddrüsenüberfunktion von Verknotungen her, kommt es meistens durch einen oder mehrere dieser Knoten zu einer vermehrten Hormonbildung. Weitere Ursachen für solche Schilddrüsenerkrankungen können auch in einer Entzündung der Schilddrüse oder darin liegen, dass ein Tumor an der Hirnanhangdrüse dafür sorgt, dass unkontrolliert das Hormon TRH ausgeschüttet wird, welches die Schilddrüsentätigkeit steuert.

Als häufigstes Symptom einer Schilddrüsenüberfunktion ist die Vergrößerung der Schilddrüse und der damit verbundenen Kropfbildung zu nennen. Darüber hinaus treten oft Nervosität, Zittern und ein schnellerer Puls auf, der als Folge des beschleunigten Stoffwechsels in Erscheinung tritt. Ebenfalls charakteristisch für eine Schilddrüsenüberfunktion ist ein gesteigerter Appetit, wobei man trotzdem noch an Gewicht abnimmt. Patienten, die an Morbus Basedow leiden, können zusätzlich noch Probleme mit tränenden und trockenen Augen bekommen, wobei die Augäpfel zum Teil etwas hervorstechen.

Für eine wirksame Behandlung muss die Schilddrüsenüberfunktion zunächst einwandfrei diagnostiziert werden. Aus diesem Grund wird in der Regel eine Blutuntersuchung durchgeführt, bei der die Hormonkonzentration genau festgestellt werden kann. Unterstützend ist eine Ultraschalluntersuchung wichtig, um herauszufinden, ob sich die Schilddrüse entsprechend vergrößert hat.  Behandlungsansätze bestehen in eine medikamentösen Verabreichung von Hemmstoffen, die die Hormonproduktion der Schilddrüse senken. Sollte sich im Zuge der Schilddrüsenüberfunktion ein Struma gebildet haben, kann eine Operation in Betracht gezogen werden, bei der der Kropf und eventuelle Knoten entfernt werden. Alternativ dazu kann es sinnvoll sein, eine Radiojodtherapie auf Medikamentenbasis durchzuführen, bei der überschüssiges Schilddrüsengewebe zerstört wird. Patienten, die an Morbus Basedow leiden, wird ebenfalls mittels Medikamenten geholfen, die in vielen Fällen sogar wieder die vollständige Erholung der Schilddrüse zur Folge haben.

Eine Schilddrüsenunterfunktion ist eine relativ seltene Krankheit, wobei man zwischen einer angeborenen und einer im Laufe des Lebens erworbenen Schilddrüsenunterfunktion unterscheiden muss. Unter 3.000- 4.000 Neugeborenen ist im Durchschnitt ein Kind, welches bereits eine angeborene Schilddrüsenunterfunktion aufweist, während die erworbene Schilddrüsenunterfunktion vor allem bei Frauen während der Geburt eines Kindes beginnen kann. Weitere Ursachen sind auf Umwelteinflüsse oder Vererbung zurückzuführen. Die Schilddrüsenunterfunktion ist dadurch gekennzeichnet, dass die Schilddrüse nicht mehr genug Hormone produziert und der Stoffwechsel im Körper infolge dessen nur noch verlangsamt abläuft.

Die Ursache für eine Schilddrüsenunterfunktion ist in vielen Fällen im Regelkreis zwischen Hypothalamus, Hypophyse und Schilddrüse zu suchen, in dem die Hormonbildung durch die Schilddrüse gesteuert wird. Eine mögliche und recht häufige Ursache ist eine Entzündung der Schilddrüse infolge der Hashimoto-Thyreoiditis , bei der Antikörper gegen das eigene Gewebe gebildet werden und keine ausreichende Hormonproduktion mehr erfolgen kann. Weitere Gründe für eine Unterfunktion der Schilddrüse können auch Störungen der Anregung durch die Hypophyse oder den Hypothalamus sein, wobei dies sehr selten der Fall ist. Wurde eine Schilddrüsenüberfunktion operativ oder per Radiojodtherapie behandelt, kann daraus ebenfalls eine Schilddrüsenunterfunktion entstehen.

Die Symptome der Schilddrüsenunterfunktion beziehen sich größtenteils auf den langsameren Stoffwechsel, der viele Organe beeinflusst. Somit tritt nach einer längeren Zeit eine Verlangsamung des Herzschlags (Bradykardie) auf. Recht frühe Symptome sind eine Erhöhung des Gewichts bei gleichzeitig vermindertem Appetit, sowie eine trockene und kühle Haut. Weitere Probleme können aus einer Früharteriosklerose entstehen, die auf zu hohe Cholesterin-Werte zurückzuführen ist. Ein generelles Beschwerdebild ist zudem ein allgemeines Schwäche-Gefühl, welches die Leistungsfähigkeit mindert.

Wenn Verdacht auf eine Schilddrüsenunterfunktion besteht, untersucht der behandelnde Arzt in aller Regel zunächst das Blut, um die Hormonkonzentration festzustellen. Ist diese niedriger als normal, kann eine weitere Ursachenfindung vorgenommen werden. Eine chronische Schilddrüsenentzündung lässt sich beispielsweise durch Antikörper im Blut feststellen, wohingegen auch eine Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse sinnvoll sein kann. Die Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion erfolgt meistens auf Basis von Medikamenten, mit denen dem Körper lebenslang künstlich Schilddrüsenhormone zugeführt werden. Die chronische Schilddrüsenentzündung wird zusätzlich noch mit Selen behandelt, weil dies die Antikörperbildung bremst. Sollte ein Kind unter einer Schilddrüsenunterfunktion leiden, die angeboren ist, kann man Schäden, die dadurch entstanden sind, oftmals leider nicht mehr korrigieren.



Autoren & Experte:
Wissenschaftlicher Beirat: Prof. Dr. med. Hermann Eichstädt, Berlin. Facharzt Innere Medizin & Kardiologie, Lebenszeitprofessor i.R. der Charité Berlin. Geschäftsführender Vorstand der Berlin- brandenburgischen Gesellschaft für Herz- und Kreislauferkrankungen e.V.
Journalist: Horst K. Berghäuser
Heilpraktiker: Felix Teske

Literatur, Quellen und Verweise:
Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin
Thieme Verlag
Praktische Labordiagnostik - Lehrbuch zur Laboratoriumsmedizin, klinischen Chemie und Hämatologie
Grönemeyers Buch der Gesundheit
Hallesche Krankenversicherung

Letzte Änderungen auf dieser Seite fanden am 18.03.2019 statt.


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