Der überwiegende Anteil der Bevölkerung ist mindestens einmal im Leben von Rückenschmerzen betroffen. Die Beschwerden sind so weit verbreitet, dass oft von Kreuzschmerzen als Volkskrankheit gesprochen wird. Dabei können Rückenprobleme ganz verschiedene Ursachen haben. Welche das sind und wie die Behandlungsmöglichkeiten aussehen, erläutert dieser Beitrag.
Die verschiedenen Arten von Rückenschmerzen
Rückenschmerzen sind nicht gleich Rückenschmerzen. Mediziner teilen die Beschwerden in zwei große Hauptgruppen ein. Die Mehrheit der Betroffenen leidet unter nicht-spezifischen Rückenschmerzen. Das bedeutet, es lässt sich keine klare Ursache für die Rückenprobleme feststellen. Das Rückenleiden resultiert aus Verspannungen, einer Verkürzung oder einer Überdehnung der Muskeln.
Der Kreuzschmerz führt zu Einschränkungen in der Bewegungsfähigkeit, lässt sich aber nicht auf Schäden an der Wirbelsäule oder auf andere gesundheitliche Probleme zurückführen. Bei spezifischem Rückenschmerz kann die Ursache auf ein Leiden der Wirbelsäule oder auf eine bestimmte Erkrankung zurückzuführen sein.
Rückenprobleme lassen sich außerdem wie folgt näher einteilen:
- Zeitlicher Verlauf: Neu auftretend ist ein Rückenleiden dann, wenn der Schmerz zum ersten Mal oder nach sechs beschwerdefreien Monaten auftritt und nach maximal sechs Wochen wieder abklingt. Von subakuten Kreuzschmerzen sprechen Mediziner, wenn die Beschwerdedauer länger als sechs, aber kürzer als zwölf Wochen ist. Chronische Rückenschmerzen dauern länger als drei Monate an.
- Häufigkeit der Schmerzen: Bei manchen Patienten tritt der Kreuzschmerz einmal auf, bei anderen erfolgt eine phasenweise Wiederkehr. Chronische Rückenschmerzen sind durch dauerhafte Beschwerden gekennzeichnet. Allerdings gehen die Verlaufsformen oft fließend ineinander über. Ebenso haben auch chronische Schmerzpatienten Phasen, in denen der Kreuzschmerz als weniger stark ausgeprägt empfunden wird.
- Stärke der Kreuzschmerzen: Vom leichten Ziehen über Schmerzen, die den Alltag unerträglich machen – bei Rückenproblemen gibt es eine große Bandbreite. Der Arzt gibt Patienten häufig einen Fragebogen, um die Intensität der Schmerzen besser einzuordnen oder arbeitet mit einer Schmerzskala, auf der die Rückenschmerzen mit einem Punktesystem beurteilt werden.
- Auftreten der Schmerzen: Ebenfalls wichtig ist, wo die Rückenbeschwerden auftreten. Neben Schmerzen im Lendenwirbelbereich treten Rückenprobleme häufig auch im oberen Rücken und Nackenbereich auf. Der mittlere Rücken kann ebenfalls betroffen sein.
Unspezifische Rückenschmerzen – Ursachen
Wie die Gesundheitsberichterstattung des Bundes in Zusammenarbeit mit dem Robert-Koch-Institut ermittelt hat, ist vor allem die Altersgruppe der 30-bis 50-Jährigen von unspezifischen Kreuzschmerzen betroffen. Mit zunehmendem Alter nimmt zwar die Häufigkeit der Rückenleiden in der Bevölkerung ab, doch werden die Schmerzen intensiver erlebt. Grund für die Rückenschmerzen sind meist Fehlbelastungen oder falsche Haltungen im Arbeitsalltag. Zum Beispiel das Arbeiten über Kopf bei Malern oder das Tragen und Heben schwerer Lasten in der Industrie.
Auch bei einer überwiegend sitzenden Tätigkeit kann Kreuzschmerz die Folge sein. Vor allem dann, wenn der Schreibtischstuhl nicht den ergonomischen Anforderungen entspricht oder die Körperhaltung bei der Arbeit fehlerhaft ist. Kommen dann noch überflüssige Pfunde und Bewegungsmangel hinzu, kann das Haltungsprobleme und somit Rückenbeschwerden begünstigen.
Die Muskeln werden durch Fehlhaltungen entweder permanent überfordert oder verkümmern durch mangelnde Aktivität. Durch ständige Verspannungen, Überdehnungen oder auch Verkürzungen können die Muskelgruppen ihren Aufgaben nicht oder nicht mehr ausreichend nachkommen. Der Körper reagiert darauf mit Rückenschmerzen.
Neben Ursachen, die auf einer ungünstigen Haltung beruhen, die Wirbelsäule, Gelenke und Muskeln belastet, spielen auch sogenannte psychosoziale Faktoren eine Rolle bei Kreuzschmerzen. Soziale Konflikte am Arbeitsplatz wie Mobbing, ein Chef, der für ein unangenehmes Betriebsklima sorgt und das Gefühl, im Job überfordert zu sein, könnten zu Rückenschmerzen beitragen.
Der Gesundheitsreport betont ebenfalls, dass Rückenprobleme häufiger bei Menschen mit geringem Einkommen und Bildungsstand auftreten. Psychische Faktoren können ebenfalls zum ungünstigen Verlauf eines Rückenleidens beitragen. Ständige Angst vor Schmerzen kann zu passivem Verhalten führen oder genau zum Gegenteil. Zu viel oder zu wenig Aktivität kann eventuell bestehende Kreuzschmerzen verschlimmern.
Spezifische Kreuzschmerzen – die Ursachen
Ist der Grund für das Rückenleiden angeboren oder erworben, wird diese Problematik als spezifisch bezeichnet. Die Ursachen müssen nicht im Rückenbereich liegen, sondern Kreuzschmerz kann auch ein Symptom von verschiedenen organischen Erkrankungen sein. Häufig treten Rückenbeschwerden auf in Zusammenhang mit diesen Problematiken:
Blockaden
Wenn die Muskeln dauerhaft verspannt sind, können Wirbel aus ihrer natürlichen Position geraten. Auch durch ruckartige Bewegungen kann es zu einer Wirbelblockade kommen, die bis in die Beine ausstrahlt. Das wird im Volksmund auch als Hexenschuss bezeichnet. Besonders häufig tritt das ISG- Syndrom auf. Die Abkürzung steht für Iliosakralgelenk-Syndrom. Diese Blockade betrifft das Iliosakralgelenk, das zwischen Beckenknochen und Kreuzbein liegt. Beschwerden treten dann auf, wenn die Flächen des Gelenkes sich verschieben. Das führt zu einer erhöhten Muskelspannung und somit zu einer Blockade.
Bandscheibenvorfall
Zwischen den einzelnen Wirbelkörpern liegen die ringförmigen Bandscheiben, die im Körper eine Art Stoßdämpferfunktion wahrnehmen. Sie bestehen aus Faserknorpeln und einem weichen Gallertkern im Inneren. Sobald der Kern verrutscht, kann das heftige Rückenschmerzen auslösen, da die Gallertmasse auf die umgebenden Nerven drückt. Bandscheibenvorfälle treten häufig im Lendenwirbelbereich auf und drücken auf den Ischiasnerv. Da dieser lange und dicke Nerv bis in die Füße hinuntergeht, strahlen Kreuzschmerzen in einem weiten Radius aus.
Erkrankungen der Wirbelsäule
Daneben können verschiedene Erkrankungen der Wirbelsäule den Kreuzschmerz verursachen. Ein Verschleiß der Wirbelgelenke ist mit dem Alter ganz natürlich. Übersteigt dieser jedoch ein gewisses Maß, sprechen Mediziner von Arthrose. Im Bereich der Wirbelgelenke kann Arthrose starke Schmerzen verursachen.
Eine Enge der Wirbelkanäle wird medizinisch als Spinalkanalstenose bezeichnet. Bei dieser Krankheit ist der Spinalkanal, der das Rückenmark enthält, an einigen Stellen verengt und drückt auf Nerven und Rückenmark. Die Rückenbeschwerden treten häufig im Kreuzbeinbereich auf.
Eine Skoliose ist eine seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule, die mit der Zeit zu Muskelverspannungen führt, die Kreuzschmerz auslösen. Bei der Unterform Morbus Scheuermann entsteht ein Buckel, der in der Regel mit Bewegungseinschränkungen und Rückenschmerz verbunden ist.
Die Wirbelsäulenentzündung tritt meist am Iliosakralgelenk auf, die Wirbelsäule mit Darmbein verbindet. Die mit starken Rückenschmerzen verbundene Krankheit führt zu einer Versteifung der Gelenke. Der medizinische Fachbegriff lautet Morbus Bechterew.
Das Spondylolisthesis genannte Wirbelgleiten hat seine Ursache in einer Instabilität der Wirbelgelenke, meistens im Lendenwirbelbereich. Betroffene sind häufig nur bei starken Belastungen oder bestimmten Bewegungen von Schmerzen betroffen. Falls der Wirbel jedoch auf einen Nerv drückt, können zu den Rückenproblemen neurologische Ausfälle wie Taubheitsgefühle oder Lähmungen treten.
Osteoporose
Osteoporose bezeichnet den Knochenschwund, der überwiegend Frauen in der zweiten Lebenshälfte betrifft. Durch die Erkrankung werden die Knochen brüchig, sodass schon kleine Stürze, Verletzungen oder Belastungen einen Bruch verursachen können. Wird ein Wirbelkörper gebrochen, kann das zu starken Rückenbeschwerden führen. Häufig sind Rückenschmerzen ein erstes Anzeichen für die Krankheit, deren Vorstufe Osteopenie genannt wird.
Organische Erkrankungen
Daneben können Rückenschmerzen im Zusammenhang bei diesen organischen Erkrankungen auftreten:
- Gürtelrose (Herpes Zoster)
- Nierenerkrankungen wie Nierensteine und Nierenbeckenentzündung
- akute Entzündung der Prostata (Prostatitis)
- Herzerkrankungen wie Herzinfarkt, Herzmuskelentzündung, Herzbeutelentzündung, Engegefühl in der Brust durch mangelhafte Sauerstoffversorgung (Angina pectoris)
- Lungenerkrankungen wie Lungenentzündung, Lungenkollaps, Rippenfellentzündung, Lungeninfarkt (Lungenembolie)
- Bauchspeicheldrüsenentzündung
- Aortenaneurysma, Erweiterung der Hauptschlagader im Bauchbereich
- Erkrankungen, Entzündungen und Verletzungen der Speiseröhre
- Tumore der Wirbelsäule, Rippen und Lunge
Schwangerschaft
Ein Rückenleiden betrifft viele Schwangere. Das liegt zum einen an der Hormonumstellung, die für eine Lockerung von Sehnen und Bändern sorgt. Mit dem zunehmenden Gewicht des Kindes begeben sich viele Frauen ins Hohlkreuz, was ebenfalls Kreuzschmerz verursachen kann. Rückenbeschwerden treten außerdem bei Vorwehen, Frühwehen und unmittelbar in Zusammenhang mit den Geburtswehen auf.
Kreuzschmerzen – die Diagnose
Bei einem unspezifischen Rückenleiden sorgen verkürzte Muskeln dafür, dass die Mechanismen der Gelenke sich verändern. Dabei kommt es zu einer Reizung der Sehnenansätze sowie einer Schwächung und schließlich Rückbildung der oberflächlichen Rückenmuskulatur. Andere Muskeln, die für Ausgleich sorgen sollen, werden dadurch ebenfalls strapaziert. Das führt zu einer schlechteren Durchblutung und im Anschluss zu Verhärtungen. Die an den betroffenen Stellen liegenden Rezeptoren senden schließlich Schmerzsignale aus.
Rückenschmerzen können ihre Ursache auch in Reizungen des Muskelbindegewebes, Faszien genannt haben. Der Gang zum Arzt erfolgt meist erst dann, wenn der Kreuzschmerz nicht nachlassen will. Der Mediziner wird zunächst versuchen, die Art der Rückenschmerzen anhand des Beschwerdebildes zu ermitteln. Im Gespräch sind auch weitere Erkrankungen sowie eventuelle Rückenleiden in der Familie von Bedeutung. Der Arzt wird zudem nach Risikofaktoren für Rückenprobleme am Arbeitsplatz sowie besonderen psychische Belastungen fragen.
Die körperliche Untersuchung umfasst verschiedene Bewegungstest und die Kontrolle der Muskelreflexe. Sollten sich Hinweise darauf ergeben, dass den Kreuzschmerzen ein spezifisches Problem zugrunde liegt, wird der Arzt weitere Untersuchungen veranlassen.
Behandlung von Rückenleiden
Wenn die Rückenschmerzen akut sind, kann der Arzt Schmerzmittel verschreiben. Dabei handelt es sich oft um sogenannte Entzündungshemmer, die als steroidale Antirheumatika (NSAR) bezeichnet werden. Ebenfalls möglich ist eine Verordnung von Schmerzmitteln wie Paracetamol. Bei der Einnahme ist zwingend die ärztliche Dosierungsempfehlung zu beachten. Daneben erfahren manche Patienten auch durch Wärmepflaster, Salben und Cremes Linderung.
In vielen Fällen wird der Arzt zu einer kurzfristigen Schonung raten. Dabei geht es nicht um Bettruhe, sondern maßvolle körperlich nicht belastende Aktivitäten. Ansonsten kann manchen Betroffenen eine Entlastung in der Rückenlage helfen. Hierbei werden etwa zehn Minuten lang kleine, stützende Kissen unter Nacken, Kniegelenke und Kreuz platziert, was zur Muskelentspannung beitragen kann.
Bei spezifischen Rückenschmerzen richtet sich die Therapie nach der vorliegenden Grunderkrankung. Neben einer geeigneten Medikation mit Schmerzmitteln oder Mitteln, die für eine Entspannung der Muskeln sorgen, kann der Arzt auch Physiotherapie verordnen. Oft erfahren von einem Bandscheibenvorfall Betroffene durch diese Behandlung Linderung. Sollten diese konservativen Methoden nicht helfen, kommt eine Operation infrage. Bei Kreuzschmerzen, die auf entzündliche Erkrankungen zurückzuführen sind, kann der Arzt Antibiotika verschreiben.
Ein Thema bei Rückenschmerzen ist die Vorbeugung. Eine spezielle Rückenschule wird in vielen Orten, teilweise auch über die Krankenkassen, angeboten. Gezielte Entspannungsverfahren wie die Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen können vorbeugend wirken. Dabei können die Techniken auch in der akuten Schmerzphase zur Linderung eingesetzt werden. Weitere Verfahren, die sich eignen, um in Entspannung zu kommen sind rückenfreundliches Yoga, Meditation, Qi Gong, Tai-Chi und Autogenes Training.
Bei Rückenproblemen den Arzt aufsuchen
Klingen die Rückenprobleme nach drei Tagen nicht von selbst ab, sollte der Arzt aufgesucht werden. Durch eine zeitnahe Diagnose kann verhindert werden, dass akute Rückenschmerzen chronisch werden. Zugrundeliegende Krankheiten können zielgerichtet behandelt werden. Bei nicht- spezifischen Rückenproblemen kann der Arzt zudem Tipps zur Vorbeugung durch Bewegung und andere Entspannungsverfahren geben.
Quellen und Bildnachweis
- https://rueckenfit.info/rueckenschmerzen-schmerzpflaster/
- https://pixabay.com/de/photos/r%C3%BCcken-hand-schmerzen-heilung-3605073/
Autoren & Experte: Wissenschaftlicher Beirat: Prof. Dr. med. Hermann Eichstädt, Berlin. Facharzt Innere Medizin & Kardiologie, Lebenszeitprofessor i.R. der Charité Berlin. Geschäftsführender Vorstand der Berlin- brandenburgischen Gesellschaft für Herz- und Kreislauferkrankungen e.V. Journalist: Horst K. Berghäuser Heilpraktiker: Felix Teske Literatur, Quellen und Verweise: Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin Thieme Verlag Praktische Labordiagnostik - Lehrbuch zur Laboratoriumsmedizin, klinischen Chemie und Hämatologie Grönemeyers Buch der Gesundheit Hallesche Krankenversicherung