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Phobien im Alltag – Schutzmechanismus mit Folgen

Angst ist ein wichtiger Schutzmechanismus bei drohenden Gefahren. Die natürliche Angst lässt Menschen zu hohe Risiken vermeiden, Gefahrenmomente umgehen und sich durch überlegte Maßnahmen vor Gefahren schützen. Wenn Angst im Übermaß anwächst, keinen Bezug mehr zur realen Gefahr hat, wenn die Vermeidung vermeintlicher Gefahren Menschen hindert, am normalen gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, wenn sich Angst in Panik wandelt, wird vonPhobien gesprochen. Phobien aller Art sind weit verbreitet. Die meisten Menschen, die diese oder jene spezifische Phobie haben, wie Angst vor Mäusen oder Spinnen, leben trotz und mit dieser Phobie ein ganz normales Leben.

Viele Menschen leiden an Flugangst und fliegen dennoch mit Reisetabletten in den Urlaub oder zum Geschäftstermin. Andere fürchten sich in engen Räumen und ziehen eine Treppe oder Rolltreppe dem Aufzug vor oder betreten diesen nur in Begleitung. Manche Menschen verspüren infolge ihrer Phobien zwar erhöhten Herzschlag, Schweißausbrüche und Angstgefühle, meiden die Situation jedoch nicht völlig. Sie umgehen entsprechende Situationen lediglich dort, wo es möglich ist. Die mehr als 600 klassifizierten Ängste können jedoch auch zum krankhaft ernsten Problem werden. Wenn Panikattacken sich bis zu heftiger Atemnot steigern, Menschen die Kontrolle über Bewegungen und Blase verlieren, ihr Verhalten nicht mehr kontrollieren können, beginnt diePhobie einen Menschen zu beherrschen und seine Lebensqualität und Gesundheit zu gefährden.

Viele Phobien haben vielseitige Ursachen und Symptome

Als Ursachen für heftige Phobien kommen traumatische Erlebnisse in bestimmten Situationen infrage. So kann eine Beißattacke eines Hundes eine panische Angst vor sämtlichen Hunden nach sich ziehen. Menschen, die als Kinder versehentlich oder als Strafmaßnahme eingesperrt wurden, können in engen und geschlossenen Räumen ständig an Panikattacken leiden. Oft werden Phobien durch Kinder von ihren Eltern übernommen. Ebenso können Phobien im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen auftreten. Unter dem Einfluss von Depressionen und anderen psychischen Krankheiten können sie sich manifestieren und ein sehr hohes Ausmaß erreichen. Ein typisches Merkmal der Phobie im Unterschied zur normalen Angst ist, dass nicht ein Tier, ein Ort oder Menschen als direkt gefährlich betrachtet werden, sondern die Gefahren, die daraus abgeleitet werden. Dabei handelt es zumeist um Gefahren, die nicht real sind. Die Vorstellung über ein Geländer zu fallen, wenn jemand eine Brücke überquert ist ebenso irreal wie die Angst,dass der Fahrstuhl oder das Flugzeug abstürzen werden, das Auto im Tunnel in Brand geraten wird, der Schnupfen Symptom für eine tödliche Krankheit ist.

Nehmen Phobien und die Vorstellung von eventuellen Gefahren im Leben eines Menschen einen so großen Platz ein, dass sie Lebensführung und Gesundheit beeinträchtigen, sollten Phobien unbedingt therapeutisch behandelt werden. Schwere Angstzustände können mit sozialem Rückzug, mit immer mehr Vermeidungen einhergehen, sie können während einer Panikattacke ernsthafte Herz- und Atembeschwerden und weitere reale Krankheitssymptome auslösen. Dabei sind spezifische Phobien, wie bei Spinnen, Mäusen, Höhe, Tunnel und mehr leichter in den Griff zu bekommen als eine Vielfalt verschiedener Phobien, die immer mehr Lebensbereiche erfasst. Besonders beeinträchtigend sind soziale Phobien.

Sie haben mit normalen Versagensängsten oder Schüchternheit nichts zu tun. Orte mit vielen Menschen werden gefürchtet, weil eine Katastrophe ohne Fluchtmöglichkeit gefürchtet wird, im Zusammensein mit Menschen wird befürchtet, dass diese Fehler ahnden und bespotten könnten, die gar nicht vorhanden sind. Hier droht meist sozialer Rückzug, teils bis zum Vermeiden, die Wohnung zu verlassen. Der Mensch kann seiner Arbeit nicht mehr nachgehen, er isoliert sich gänzlich.

Phobien kontrollieren: Gibt es einen wirkungsvollen Ausweg?

Bei spezifischen Phobien können Betroffene vielfach selbst aktiv werden, indem sie sich der Situation bewusst stellen, gedanklich die angeblich drohenden Gefahren auf das normale Ausmaß reduzieren. Auch Entspannungstechniken sind hilfreich, da die Angst immer mit Verkrampfungen einhergeht, was die Angst verschlimmert. Schränken Phobien den Menschen in seinem normalen Alltagsleben und Berufsleben enorm ein, so ist eine therapeutische Behandlung im Rahmen entsprechender Verhaltenstherapieunbedingt angesagt. Das ist auch dann notwendig, wenn gegen die Angstzustände Suchtmittel eingesetzt werden, wie Alkohol oder übermäßiger Tablettenkonsum.

Bei der Therapie kann eine systematische, allmähliche Desensibilisierung in aufeinander folgenden Schritten oder die Flooding Therapie mit einer Überflutung der Angstauslöser eingesetzt werden. Von Fall zu Fall wird zusätzlich mit Antidepressiva behandelt.



Autoren & Experte:
Wissenschaftlicher Beirat: Prof. Dr. med. Hermann Eichstädt, Berlin. Facharzt Innere Medizin & Kardiologie, Lebenszeitprofessor i.R. der Charité Berlin. Geschäftsführender Vorstand der Berlin- brandenburgischen Gesellschaft für Herz- und Kreislauferkrankungen e.V.
Journalist: Horst K. Berghäuser
Heilpraktiker: Felix Teske

Literatur, Quellen und Verweise:
Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin
Thieme Verlag
Praktische Labordiagnostik - Lehrbuch zur Laboratoriumsmedizin, klinischen Chemie und Hämatologie
Grönemeyers Buch der Gesundheit
Hallesche Krankenversicherung

Letzte Änderungen auf dieser Seite fanden am 18.03.2019 statt.


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