Motorische Störungen – Plötzlich bewegungsunfähig
Mit dem Begriff Motorik werden alle Tätigkeiten der Muskulatur, also die gesamte Bewegungsfähigkeit, umfasst. Dazu gehört auch die Fähigkeit, gezielte Bewegungen zu steuern, wie das Greifen, Fassen, die beweglichen Fähigkeiten der Hände und anderen Gliedern. Insbesondere die verfeinerten Fähigkeiten der Hände, kleinste Bewegungsabläufe koordiniert und kontrolliert zu vollziehen, wird unter dem Begriff Feinmotori k erfasst. Durch Beeinträchtigungen von Muskeln, Nerven, Gelenken und der Steuerungsfähigkeit des Gehirns kann es zu Störungen in der gesamten Beweglichkeit, aber auch der Beweglichkeit einiger Gliedmaßen kommen. Am ehesten ist von krankhaften Störungen die Feinmotorik betroffen.
Die Betroffen können nicht gezielt Gegenstände fassen und benutzen, zum Beispiel beim Schreiben, Gebrauch von Werkzeugen. Sie leiden unter einer Fehlsteuerung der zuständigen Nerven oder einer Verkrampfung, beziehungsweise Schlaffheit der dafür einzusetzendenMuskulatur. Solche motorischen Störungen können durch spastische Lähmungen hervorgerufen werden, die bereits vor, während oder kurz nach der Geburt eingetreten sind. Sie sind aber auch begleitende Symptome und Folgeerscheinungen einer Reihe von Krankheitsbildern. Die motorischen Störungen werden grob nach Störungen der Grobmotorik (der großen Muskulatur) und der Feinmotorik (der kleinen Muskulatur) unterschieden.
Wodurch können motorische Störungen ausgelöst werden?
Motorische Störungen können durch einen Schlaganfall ausgelöst werden. Oft sind hier Beweglichkeit der Hände, einer Körperhälfte oder der Gesichtsnerven, einschließlich Sprechfähigkeit betroffen. Erkrankungen wie die Parkinson Krankheit werden von motorischen Störungen begleitet. Vielfach kommt es zu Unsicherheiten beim Gehen und häufigen Stürzen. Mangelernährung im Alter kann zu motorischen Störungen führen. Bei Erkrankungen wie bei der Alzheimer Krankheit geht die Fähigkeit desGedächtnisses verloren, sich an gelernte Bewegungsabläufe zu erinnern.
Mit motorischen Störungen geht auch vielfach die Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) bei Kindern einher. Diese Erkrankung kann bis ins Erwachsenenalter bestehen bleiben. Die Kinder fallen durch ungeschickte, unleserliche Schrift, unkontrollierte Impulsivität und hohe allgemeine Unruhe mit Konzentrationsstörungen auf. Störungen der Feinmotorik können mit visuellen Wahrnehmungsstörungen einhergehen. Hierbei interpretiert das Gehirn Wahrnehmungen über das Auge falsch und es kommt zu Störungen der Koordination von Auge und Hand.
Der Einfluss von Drogen jeder Art und Einfluss von Alkohol führen ebenfalls zu Störungen derMotorik in unterschiedlichem Ausmaß. Normalerweise regeneriert sich hier bei einer medizinisch betreuten Entzugsmaßnahme die Fähigkeit der motorischen Funktionen wieder. Bei langzeitigem Missbrauch von Drogen und Alkohol kann es jedoch zu dauerhaft bleibenden Einschränkungen der motorischen Fähigkeiten kommen. Erkrankungen des zentralen Nervensystems haben Auswirkungen auf die Motorik, die unterschiedlich schwer ausfallen. Zu nennen sei hier beispielhaft nur die multiple Sklerose, die mit zunehmend schwindender Kontrolle der Motorik und eingeschränkter Motorik einhergeht.
Zu Ausfällen der koordinierten Beweglichkeiten der kleinen Muskulatur zur Steuerung der Hände und Finger, der Muskulatur für Augen- und Gesichtsbewegungen kann es auch in der Folge von Unfällen und anderen Verletzungen des Gehirn oder des Rückenmarks kommen. Im schlimmsten Fall werden Nerven zur Steuerung bestimmter Gliedmaßen zertrennt oder dauerhaft geschädigt, sodass es zu Lähmungen oder nur sehr eingeschränkter Beweglichkeit kommt. Auch Gehirntumore und Tumore an der Wirbelsäule können ursächlich für motorische Störungen sein. Teilweise kommt es zu solchen Störungen nach der operativen Entfernung des Tumors.
Diagnostik von motorischen Störungen bei Patienten
Bevor an Maßnahmen zur Besserung eines Krankheitsbildes gedacht wird, ist die Diagnose der Ursachen der motorischen Störung notwendig. An der Diagnostik sind häufig etliche Facharztrichtungen beteiligt: Neurologie, Neurochirurgie, Orthopädie, bildgebende Verfahren, Psychiatrie und Innere Medizin. Die motorischen Störungen sind immer nur Symptom oder Folge- beziehungsweise Begleiterscheinung einer Erkrankung oder anderen Schädigung.
Zur Besserung der Motorik nach vorhergehender Diagnostik kann eine Reihe von krankengymnastischen, physiotherapeutischen Maßnahmen, manchmal auch operativen Eingriffen eingeleitet werden. Je nach Krankheitsbild und Ursache lassen sich Störungen erheblich bessern oder sogar ganz beheben. So werden viele Schlaganfallpatienten infolge einer solchen Behandlung wieder völlig beweglich oder können zumindest mit nur kleinen Einschränkungen wieder vollkommen beweglich sein. Motorische Störungen bei ADHS sind heute sehr gut zu behandeln. Die Krankheit wird neben der Förderung der Motorik auch medikamentös und psychotherapeutisch behandelt. Motorische Störungen nach Unfällen, Verletzungen anderer Art und Operationen können je nach Art der Störung in einer Rehabilitationsbehandlung vielfach gut gebessert werden. Besonders motorischen Störungen bei Kindern sollte immer höchste Aufmerksamkeit zuteil werden.
Autoren & Experte: Wissenschaftlicher Beirat: Prof. Dr. med. Hermann Eichstädt, Berlin. Facharzt Innere Medizin & Kardiologie, Lebenszeitprofessor i.R. der Charité Berlin. Geschäftsführender Vorstand der Berlin- brandenburgischen Gesellschaft für Herz- und Kreislauferkrankungen e.V. Journalist: Horst K. Berghäuser Heilpraktiker: Felix Teske Literatur, Quellen und Verweise: Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin Thieme Verlag Praktische Labordiagnostik - Lehrbuch zur Laboratoriumsmedizin, klinischen Chemie und Hämatologie Grönemeyers Buch der Gesundheit Hallesche Krankenversicherung