Hepatitis – Leberentzündung durch Virenbefall
Die im Folgenden beschriebenen Erkrankungen sind in dem Teil des menschlichen Organismus verortet, der auch als „Entgiftungszentrale des Körpers“ bezeichnet wird. Die Leber ist mit einem Gewicht von etwa eineinhalb Kilogramm das größte Organ des Menschen. Sie ähnelt äußerlich einem auf einer Seite liegenden, abgerundeten Dreieck und befindet sich in Körper rechts unter dem an die Lunge anschließenden Zwerchfell.
Links neben ihr befindet sich der Magen und unterhalb ihrer Ausdehnung schließt sich der Darm an. Im Groben betrachtet besteht das Organ aus einem kleineren linken und dem weitaus größeren rechten Leberlappen. Der Rechte ist noch einmal unterteilt in acht kleinere Segmente. An seinem unteren Ende schließt sich unmittelbar die Gallenblase an. Alle Leberlappen wiederum bestehen ihrerseits aus fast einer halben Millionen winziger Leberläppchen, denen eine entscheidende Funktion beim Eiweiß-, Kohlenhydrat- und Fettstoffwechsel der größten menschlichen Drüse zukommt. Neben ihrer Stoffwechseltätigkeit ist die Leber auch für den Abbau von überalterten roten Blutkörperchen, von den zu Beginn zitierten Gift- oder auch anderen Fremdstoffen, sowie für die Inaktivierung von Hormonen im Körper zuständig.
Als einziges Organ des Menschen besitzt sie die Fähigkeit, sich bei Schädigung in einem reparablen Maße, beispielsweise nach einer Operation an Teilen der Leberoberfläche, innerhalb eines gewissen Zeitraumes zu regenerieren, vorausgesetzt das umgebende Gewebe ist noch ungeschädigt und intakt. Auch nach einer Hepatitiserkrankung bestehen gute Chancen, dass sich die Leber wieder vollständig regeneriert. Unter dem Oberbegriff Hepatitis (von griech. hépar = Leber und -itis = Entzündung) fasst man alle entzündlichen Erkrankungen der Leber zusammen, durch die in der Regel eine Reihe von Leberzellen geschädigt und der Organismus dadurch zeitweise oder, im Falle einer Chronifizierung, sogar dauerhaft erheblich in seiner normalen Funktion gestört wird. Charakteristisch ist bei fast allen Formen der Hepatitis in der Hauptkrankheitsphase die charakteristische Gelbfärbung der Augen und der Haut, im Sprachgebrauch auch unter dem Namen „Gelbsucht“ bekannt. Die jeweilige Erkrankung kann verschiedene Ursachen haben. Sie kann durch bestimmte bereits bestehende Vorerkrankungen, durch übermäßigen Alkoholgenuss, durch verschiedene in Medikamenten oder auch in Pilzen enthaltene Giftstoffe, sowie in den allermeisten Fällen durch unterschiedliche Viren ausgelöst werden. Vereinzelt wird sie auch durch so genannte Autoimmunerkrankungen ausgelöst, bei denen sich die Immunabwehr des Betroffenen selbst schädigt.
Je nach Virentyp, bzw. zum gleichen Ergebnis führenden weiteren Auslöser unterscheidet man verschiedene Formen der Hepatitis, die jeweils durch den Zusatz der Buchstaben A bis G eine auf die jeweilige Krankheitsausprägung hinweisende Kennzeichnung erfahren. Die fünf Virustypen A bis E sind dabei als eigenständige spezifische Form der Leberentzündung anzusehen, während die Ausprägungen F und G lediglich jeweils eine bestimmte Variante von Hepatitis B darstellen. Die unterschiedlichen Ausprägungen von Hepatitis werden auch in verschiedenartiger Weise von Mensch zu Mensch übertragen.
Während Hepatitis A und E über so genannte Schmierinfektionen oral oder fäkal, d.h. über den Mund oder durch in Berührung kommen mit dem Kot einer infizierten Person übertragen werden, kann man sich mit Hepatitis B und C vor allem über den Blutweg infizieren. Hepatitis B kann darüber hinaus auch durch sexuellen Kontakt von einem Menschen zum anderen weiter gegeben werden. Hepatitis D betrifft in der Regel nur Menschen, die vorab bereits an Hepatitis B erkrankt sind. Bei allen Hepatitisformen wird zwischen der akuten Erscheinungsform und der chronischen Verlaufsform unterschieden. Mit akuter Hepatitis werden alle Leberentzündungen zusammengefasst, die einen Zeitraum von sechs Monaten nicht überschreiten. Alle Hepatitiserkrankungen, deren Dauer über ein halbes Jahr hinaus läuft, werden als chronisch eingestuft.
Ursachen einer Erkrankung an Hepatitis
Sowohl die akuten, als auch die chronischen Formen der Hepatitis werden in den meisten Fällen durch unterschiedliche Viren ausgelöst. Je nach Erkrankungstyp hat sich der Betroffene im Falle einer solchen viralen Ansteckung entweder durch sexuellen Kontakt zu einem bereits Infizierten, durch Bluttransfusion, durch die Mitbenutzung von Spritzen (insbesondere bei Drogenabhängigen) oder durch den oralen bzw. den fäkalen Weg mit dem jeweiligen Hepatitiserreger infiziert.
Akute Hepatitis kann auch durch längerfristigen übermäßigen Alkoholgenuss oder durch Vergiftungen infolge von Medikamentenüberdosierung oder durch den Verzehr einiger giftiger Pilze, wie beispielsweise dem Knollenblätterpilz, entstehen. Außerdem werden einige Formen der Erkrankung auch als Folge von bereits bestehenden weiteren Krankheiten, bzw. durch deren Auslöser begünstigt. Krankheiten, die eine akute Hepatitis als Folgeerkrankung nach sich ziehen können, sind Pfeiffersches Drüsenfieber, Salmonellen, Malaria, die Ansteckung mit Windpocken und Gürtelrose verursachenden Varicella-Zoster-Viren, sowie Coxsackie- und Epstein-Barr-Viren. In einigen mittel- und südamerikanischen Staaten, sowie in Teilen Afrikas kann man darüber hinaus durch Ansteckung mit dem so genannten Gelbfiebervirus ebenfalls an verschiedenen Formen der Hepatitis erkranken. Werden die akuten Formen der Hepatitis nicht rechtzeitig erkannt und durch Bettruhe über mehrere Wochen, Schonkost, Alkoholverzicht sowie, je nach Erkrankungstyp, verschiedene Medikamente behandelt, kann sich schnell eine chronische Form der Erkrankung ausbilden, die im schlimmsten Falle zu einer dauerhaften Schädigung der Leber führen kann.
Eine chronische Hepatitis kann auch dann entstehen, wenn der Erkrankte schon vor einer Ansteckung mit Hepatitisviren bereits an einer angeborenen Stoffwechselstörung oder an einer Autoimmunerkrankung gelitten hat. Diese Krankheitsformen begünstigen die Chronifizierung der hinzu kommenden Leberentzündung zusätzlich.
Welche Symptome weisen auf Hepatitis hin?
Die Art der Symptome bei Hepatitis hängen von der jeweiligen Erkrankungsart, bzw. vom Virustyp ab, der die Krankheit hervorgebracht hat. Manche Patienten haben während der gesamten Erkrankungsdauer fast gar keine Beschwerden, dazu zählen vor allem an Hepatitis erkrankte Kinder. Die meisten Patienten leiden jedoch, je nach Krankheitsstadium, an unterschiedlichen, zunächst nicht eindeutig zuordnungsfähigen Symptomen. Diese sind in der Frühphase bei allen Hepatitistypen ein allgemeines Krankheitsgefühl, Müdigkeit, Übelkeit, Fieber, Gelenk- und Muskelschmerzen, Appetitlosigkeit, Widerwillen gegen bestimmte Nahrungsmittel mit anschließendem Erbrechen sowie Schmerzen unter dem rechten Rippenbogen. Daran schließt sich unmittelbar die Gelbsuchtphase an, die ganz eindeutig auf eine Leberentzündung hinweist und bei der sich das Weiß der Augen und die komplette Hautoberfläche inklusive der Schleimhäute gelb verfärben. Der Urin des Betroffenen wird in der Folgezeit auffallend dunkel, während der Stuhlgang zunehmend eine helle Färbung annimmt.
Die übrigen Beschwerden der Anfangszeit nehmen immer mehr ab, jedoch kann in dieser Phase zusätzlich ein starker Juckreiz am ganzen Körper auftreten. Die an die Gelbsucht anschließende Erholungsphase kennzeichnet sich vor allem durch Müdigkeit und starke Erschöpfung, die bei manchem nur einige Wochen, beim anderen sogar mehrere Monate andauern kann.
Diagnose Hepatitis: Ärztlicher Rat ist nun erforderlich
Diagnostiziert wird Hepatitis zum einen bereits während der Patientenbefragung (Anamnese) durch den Arzt anhand der geschilderten typischen Symptomatik und der Entwicklung des Krankheitsverlaufs. Die anschließende körperliche Untersuchung bringt zusätzliche Klarheit. Zum anderen, vor allem, wenn keine ausreichenden eindeutigen Symptome beim Erkrankten vorliegen, wird durch die Feststellung von im Blut bereits gebildeten Antikörpern gegen den jeweiligen Hepatitis-Virus oder durch den Nachweis bestimmter Bestandteile des Virus selbst sowohl die Bestätigung der Erkrankung, als auch deren Typus eindeutig ermitelt.
Daneben können Aussagen darüber getroffen werden, wie weit die Hepatitis bereits vorangeschritten ist. Zusätzlich zum Blutbild führen manche Mediziner eine Ultraschalluntersuchung durch, um sich über das Ausmaß der Entzündung ein Bild machen zu können. Auch eine Stuhluntersuchung und in manchen Fällen eine Gewebeentnahme von der erkrankten Leber können Aufschluss darüber geben, welche weiteren Maßnahmen im Folgenden getroffen werden sollten.
Therapie von Hepatitis – diese Maßnahmen können helfen
Wie eine Hepatitiserkrankung behandelt wird, hängt zum einen von ihrer Art und zum anderen von ihrer Ursache ab. Gegen Hepatitis A, D und E gibt es bisher keine wirksamen Medikamente. Darum werden bei einer Erkrankung dieser Art vor allem die Symptome behandelt. Dies geschieht durch strenge Bettruhe, strikten Alkoholverzicht und eine fettarme, kohlenhydratreiche Ernährung. Bei Alkohol oder Medikamenten als alleinigen Krankheitsauslösern ist auf einen unbedingten Verzicht dieser für den Körper wie Gift wirkenden Substanzen zu achten.
Liegt eine weitere Grunderkrankung als Auslöser der Hepatitis vor, so sollte diese vorrangig behandelt werden. Nach Abklingen der Voraberkrankung heilt die daraus entstandene Hepatitis in den meisten Fällen von allein aus. Wird bei einem Patienten Hepatitis B festgestellt, so wird zur Behandlung meist eines der drei Medikamente Interferon, Lamivudin oder Adefovir eingesetzt. Bei Hepatitis C wird, sofern die Krankheit noch nicht chronisch ist, eine 24-wöchige Therapie mit dem Medikament Interferon-alpha durchgeführt. Hat die Erkrankung bereits chronisches Ausmaß erreicht, so wird sie durch eine kombinierte Therapie mit Interferon und dem Virenhemmer Ribavirin behandelt. Wurde bei einem Patienten Hepatitis B oder C festgestellt, so sollte dieser in jedem Falle seine Angehörigen und seinen Sexualpartner schnellstmöglich davon in Kenntnis setzen. Diese können sich durch eine entsprechende Impfung vor einer Ansteckung mit dem jeweiligen Virus schützen. Hepatitis A, B, C, D und E sind darüber hinaus meldepflichtig durch den die Erkrankung feststellenden Arzt. Beim Vorliegen einer Ansteckung mit dem Hepatitis G-Virus ist aufgrund des eher milden Krankheitsverlaufes keine Behandlung erforderlich.
In den meisten Fällen heilt eine akute Hepatitis bei entsprechender Behandlung und Lebensführung ohne nennenswerte Folgen für den Patienten aus, jedoch nur, wenn dieser auf Alkohol oder mögliche, die Krankheit erneut auslösende Arzneimittel, sowie direkten Blut- oder Sexualkontakt zu Infizierten während der Erkrankung und auch danach verzichtet. Hepatitis B, C, und D können chronisch werden und bei besonders schwer betroffenen Patienten eine Schrumpfleber (Leberzirrhose) oder im Einzelfall sogar Leberkrebs zur Folge haben. Gerade, weil man sich vor Hepatitis B und C durch eine Impfung schützen kann, sollte man, wenn man einer Risikogruppe angehört, auf jeden Fall über eine Impfung nachdenken. Ansonsten helfen vor allen Dingen Hygiene, die Verwendung von Kondomen beim Geschlechtsverkehr und das Meiden von Blutkontakt, sich vor einer Ansteckung zu schützen.
Autoren & Experte: Wissenschaftlicher Beirat: Prof. Dr. med. Hermann Eichstädt, Berlin. Facharzt Innere Medizin & Kardiologie, Lebenszeitprofessor i.R. der Charité Berlin. Geschäftsführender Vorstand der Berlin- brandenburgischen Gesellschaft für Herz- und Kreislauferkrankungen e.V. Journalist: Horst K. Berghäuser Heilpraktiker: Felix Teske Literatur, Quellen und Verweise: Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin Thieme Verlag Praktische Labordiagnostik - Lehrbuch zur Laboratoriumsmedizin, klinischen Chemie und Hämatologie Grönemeyers Buch der Gesundheit Hallesche Krankenversicherung